März 2010. 

Ich hatte meine ersten Wochen in Paris hinter mich gebracht. Hatte einen nächtlichen Polizeieinsatz in unserem schuhkartongroßen Appartement in Paris- Clichy überlebt, konnte meine morgendliche Chocolat Viennoise Classic im Starbucks in der Rue du Faubourg Saint- Antoine mittlerweile in einem solch überzeugend authentisch- arroganten Französisch bestellen dass es Madame G., meiner ehemaligen Französischlehrerin, wohl die Todsschlappen ausgezogen hätte und ich war so abgebrannt dass ich mir eben nur noch meinen beschissenen Kakao bestellen konnte und den Rest des Tages trockenes Baguette fressen musste.
Es ging mir großartig, hatte ich doch einen ähnlichen Body Mass Index das letzte Mal in der achten Klasse. 
Täglich schlenderte ich, nach der getaner Arbeit, von der Opéra, über die Chaussée d’Antin zum Boulevard Haussmann um mir meine große Nase an den prachtvollen Schaufenstern platt zudrücken. Es hatte etwas unglaublich meditatives mir all die unbezahlbaren Dinge anzusehen um mich dann selbst wie der letzte Penner zu fühlen. 

22. März 2010, 18:09 Uhr.
Ein Schaufenster. Vier magische, rote Buchstaben. Mein internationaler Shopper- Wortschatz übersetze mir gleich das Wort SALE in ganz eventuell vielleicht bezahlbar.
Ein grauer, dreiviertel- Arm Trenchcoat.
C’est magnifique!
Wie hatte mein ganzes bisheriges Dasein nur einen Sinn ohne genau dieses Prachtstück?
Was gibt es sinnvolleres, lebensnotwendigeres als ein Trenchcoat mit halben Ärmel? 
Bei Wind und Wetter? Arktischen Temperaturen? 
Ich reichte meine Karte. Hielt die Luft an und wartete. Darauf, dass das Magatell einen Beleg ausspuckte. Und sich ein mittlerweile vertrautes Piepsen zwischen mir und meiner neuen Liebe in den Weg stellte.
Da der liebe Gott ja bekanntlich in Frankreich wohnt und sich – merci, beaucoup – anscheinend genau im selbigen Geschäft aufhielt (scharf gewesen auf die Stiefel, was?) gab es kein halten mehr.
Sie kam, sah und kaufte. 
Niemals fühlte ich mich mehr Parisienne.
Natürlich hatte dieses zügellose Verhalten auch seine Konsequenzen. 
Ich hatte den restlichen Monat kein Klopapier und keine Kaffeefilter mehr, aber der mantel war den verschissenen Arsch wert!
Kleid: Pull&Bear // Trenchcoat: Attentiv // Strumpfhösla: Primark // Kette: DerItaliener // Schuhe: Peter Kaiser

Der Star neben meinem Mantel? Das ist Paula, mein Herz.