85 auf der Landstraße. Im dritten Gang.
Ich trete das Gas noch etwas mehr durch.
110. Der Motor heult auf als ich endlich auf die Kupplung drücke und hoch schalte.
Ich sehe nicht mal ob ich noch auf der Straße bin oder in Kürze auf dem Acker aufschlage
Ich sehe ja nachts eh so gut wie gar nichts. Und heute ist es auch noch besonders dunkel.
Natürlich habe ich das Geschwindigkeits- Spielverderber -Schild  gesehen, zumindest soweit es meine Nachtblindheit noch zu lies, aber diese Arschkrampe mit dem verdammt schlechten Kennzeichen K-OT 74 trödelt und zuckelt nun schon 16 Minuten vor mir rum.
Und Geduld ist keine Tugend. Nicht heute. Nicht meine.
Also kneiff ich die Arschbacken zusammen und tue etwas absolut wagemutiges und verrücktes:
Ich überhol nachts auf der Landstraße. ALLEINE!
Und kann mir mein selbstgefälliges, süffisantes Grinsen einfach nicht verkneifen als ich vor K-OT 74 wieder rüber ziehe.
Wenigstens ein Erfolgserlebnis heute.
Ich fasse Mut, halte meine Tachonadel konstant im dreistelligen Bereich und sauge gierig die kalte Luft ein, die durch das geöffnete Fenster ins Wagen innere strömt.
Allein am Steuer in dunkler Nacht.
Was eben noch nach Utta Danella und schwammiger ZDF Verfilmung klingt kommt mir nun schon fast symbolisch für mein Leben rüber. Dabei bin ich nicht allein. Ich bin frei. Ungebunden. Zügellos. Zu allen Schandtaten bereit.
Und ehe ich noch eine Gloria Gaynor Hymne anstimmen kann, um mein Selbstbewusstsein, welches sich wie Phoenix aus der Asche gen Himmel erheben wollte, zu feiern, wechselt das Lied meiner Auto Beschallungs CD.

Drei Sekunden genügen und mein Magen dreht sich um.
Drei Textzeilen und ich ruiniere mein Augen Make Up.
Bei 1:25 Minute schüttelt es mich so sehr, dass ich rechts ran fahren muss.

Und mit verheulten Augen sehe ich K-OT 74 siegessicher an mit vorbei ziehen.