Lieber Winter, 
ich dachte eigentlich ich könnte mich darauf verlassen.
Auf unseren Deal den wir Mitte Oktober, vor meiner Abreise zu den Schluchtenscheißern, eingegangen sind.
Du wolltest es mir nicht so schwer machen und hast versprochen auch in Deutschland bis mindestens April für eisige Temperaturen und Wollsocken Momente zu sorgen.
Aber weißt du was?

Du bist wie dieser Kerl, dem ich 14 Monate zu lang hinterhergerannt bin. Und der mir erst schöne Augen gemacht und mich anschließend im Club vergessen hat. Nicht ohne mich vorher noch um 20 Euro anzupumpen.
Unzuverlässig, grausam, fies. 

Während du mir soeben im Moment einen Schneesturm bescherst, hast du dich aus meiner Heimat vollends verpisst.
Und so sitze ich nun, in Wollsocken, mit Rum im Tee, vor Facebook und weine leise in mich hinein (wie ich das auch schon immer bei diesem Flachwichser Kerl gemacht habe) als ich all die Biergartenmomente, die nackten Füße in Ballerinas und eisgekühltes Augustiner auf meiner Startseite sehe.

Ich will auch Sommersproßen auf der Nase haben. Den ersten Bikiabdruck. Will klirrende Eiswürfel in meinem Glas hören und bis tief in die Nacht auf dem Balkon sitzen.
Verdammt, ich habe genug von Schnee und Eis und Temperaturen jenseits von gut und böse. 

Und deswegen packe ich jetzt auch meine Tasche.
Und fahre heim. Heim nach Nürnberg. 
Zu Schanzenbräu und meiner Mami. 


Weil auf die ist nämlich Verlass.