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Wenn du von deinen Freunden Samstag nachts um 3 aus dem Bett geworfen wirst hast du entweder die falschen Freunde oder aber es ist Kocherlball in München!
Gemeinsam mit 12.000 anderen, traditionsbewussten Menschen schnürten meine zwei Lieblingsfreundinnen und ich uns, noch vor Sonnenaufgang, in unsere Tracht.
Mit -mehr schlecht als recht- geflochtetem Haar und einem ordentlichen Vesper unter’m Arm ging es dann mit der ersten U-Bahn um kurz nach vier zum Englischen Garten.
Im Biergarten am Chinesischen Turm erwartete uns ein Lichtermeer an Kerzen und zünftig aufgedeckte Biertische. Den Platz musste man sich mit Ellenbogeneinsatz und hartem Durchgreifmanövern erkämpfen. Ich war schockiert wie viele Münchner tatsächlich bereit waren ihren Schönheitsschlaf gegen einen Liter Bier zu tauschen. Als die Blasmusik dann startete gab es tatsächlich kein halten mehr – egal ob Alt oder Jung, alle ließen die Hüfte kreisen. Notfalls eben die künstliche.

Der Kocherlball ist ein altes Relikt aus dem 19. Jahrhundert. Weil sie auch mal die Sau rauslassen wollten trafen sich Stallbuam, Magd und Knecht in den Sommermonaten ganz heimlich noch vor Dienstbeginn.
Und weil’s Dirndl für die Wiesn  eh schon mal eingetragen werden möchte, wurde der alte Brauch eben wieder in’s Leben gerufen.

Nach ein bisschen Bier, einem ordentlichen Frühstück (zwei Kirschtomaten, das Dirndl war dann voll), vielen Toilettengängen (das bisschen Bier treibt ganz schön) und einer halben Atemnot später, verabschiedeten wir uns gegen Mittag wieder. Im Gegensatz zu den Stalljungen konnte ich mich jetzt nämlich schlafen legen.