Das letzte mal als ich mir von Beyoncé ein Lied in meine Playliste geladen habe war ich, im nachhinein betrachtet, nicht ganz so bei vollem Bewusstsein. Zumindest würde ich das jetzt natürlich vor pseudocoolen Hip Hop Freunden und den bekannten Elektrodruffis bezeichnen. Aber wem machen wir was vor, solche Freunde, vielleicht aber auch im Allgemeinen, habe ich ja gar nicht. Ich kann also mit gutem Gewissen -und dem dritten Aperol Spritz an diesem Sonntagabend- den Song von Mrs. Jay-Z laut aufdrehen und dabei ein bisschen vor mich hinschmachten. Dass die alte sich sexy, aber nicht billig, durch den Clip tanzt – okay. Der makellose Teint und die Figur dazu – beneidenswert. Dass sie nach sechs Jahren Ehe mit dem Gansterrapper sich immer noch so heiß am Strand räkelt – eine glatte Lüge! Man sehe sich nur mal in einer durchschnittlichen All – Inclusive Anlage in der Türkei um – da haben sich die fetten, verbrannten Liebespaare ja auch nicht mehr zu sagen als „Gibt es denn schon Kuchen jetzt???“ Ich habe Freundinnen, die verspüren mehr Befriedigung wenn sie bei Zara ein Sale Schnäppchen machen als beim Anblick auf ihren Alten. Natürlich distanziere ich mich ausdrücklich von Gewohnheit, von Jogginghosen in Beziehungen und Pupsen voreinander. Als Frau willst du manchmal gar nicht zuhause am Herd stehen – du willst wild und leidenschaftlich darauf genagelt werden. Ich finde die Vorstellung gruselig, dass ich irgendwann nur noch den Drogerielippenstift nachziehe – weil sich MAC nicht mehr lohnt. Oder eben gar kein Lippenstift mehr gebraucht wird. Es geht hier nicht um die geliebte Vertrautheit, eine Art „Fallen lassen“ und gemütliche Zweisamkeit. Jetzt gerade, da geht es um Leidenschaft. Und um Beyoncé!