Ich bin ja eigentlich gar nicht so der sportliche Typ. 
Das wird einem spätestens klar, wenn man mich im Bikini zum Beckenrand huschen sieht. 
Das ich mich nun doch zu einem Wochenende in den Tiroler Alpen überreden lies hatte vorallem zwei Gründe: ein Wiedersehen mit meinen beiden Lieblingsfreundinnen sowie mein ausgeprägtes Verlangen nach Gösser Radler. 

Also schmiss ich mich Freitag Abend in den Feierabend Verkehr und kurvte nach Tirol.(offensichtlich nicht die beste Idee: Die Autobahnen in und um München sind um diese Zeit in etwa so voll wie ein Waisenhaus in Kambodscha)
Ist natürlich nichts, wenn man so gedulderpobt ist wie ich und damals vor H&M für die Jimmy Choo Collection sich die Beine in den Bauch stand.
Nach elf Stunden Autofahrt, gespickt mit Hörbuchklassikern wie „Sorge dich nicht lebe!“, „Bibi Blocksberg“ und dem neuen Helene Fischer Album war ich also endlich in Obergurgl und meine Beifahrer kurz vor dem Suizid und mit den Nerven am Ende. (Empfohl natürlich umgehend die Lektüre von „Sorge dich nicht- lebe“, was mit starker Verachtung und Missachtung quittiert wurde – undankbares Volk!)
Um die verbleibende, begrenzte Zeit am nächsten Morgen also auf der Piste optimal auszuschöpfen oder (und das wäre jetzt an dieser Stelle auch ehrlicher) um mich ein bisschen Skitauglicher zu machen, hatte ich einen perfiden Plan mir ausgeklügelt: Ich schmuggelte mir kleine Schnaps Klopfer in meinen Rucksack und betrank mich sicherheitshalber schon mal im Lift. Im Zweifel immer Mut antrinken sagte bereits Oma. (Ich bin mir fast sicher das tat sie nicht, tut der Sache jetzt hier aber keinen Abbruch) 
So stand ich also, nicht viel mutiger und auch etwas angeschickert, auf 3080m Höhe und überlegte ob ich eigentlich noch Auslandsversichert -und wenn ja, wo?- war. Vergisst man ja nämlich oft.
Also, das Österreich Ausland ist. Begrüße ich ja auch. Distanziere mich nämlich sorgfältig von einem Land, dessen Höchstgeschwindigkeit auf der Autobahn noch meine Uroma im Rollator übertreffen kann.

Vier Stunden später hatte ich nicht nur den Bogen raus – ich war mittlerweile so rotzebesoffen dass ich sogar anfing, Skischulkindern den Weg abzuschneiden. Hatte aber gar nichts mit meinem Selbstwertgefühl, welches direkt proportional zum steigendem Promillespiegel wuchs, zu tun. Mit ausgereifter Sehschwäche, ausgestattet mit einer Skibrille ohne Sehstärke, ist man eben schnell über so ein kleines, blödes Balg gefahren. Fand auch niemand so cool dass ich den Kindern als Entschädigung ’nen Feigling anbot. (Weil doch auch klein) Bevor ich mir jedoch den Elternbeirat der Skischule als Freund machen konnte, bugsierte man mich in die Schirmbar. Verwirrte mich ebenso zutiefst, findet man in diesen runden Bars doch nur zunehmend schwer die beschissene Tür. Das ich zweimal gegen die Wand gelaufen bin blieb – gott sei dank- unbeobachtet und unkommentiert. Nach einem weiteren Gösser Radler ging es dann endlich die letzte Abfahrt runter.
Als es mich dabei zweimal auf die Fresse legte, hatte ich natürlich mehr Schnee im Gesicht als Christoph Daum zu seinen besten Zeiten – Daddy wäre ganz bestimmt stolz gewesen auf mich.

Wenn man sich von den Bergen entfernt, so erblickt man sie erst recht in ihrer wahren Gestalt; so ist es auch mit Freunden.

Hans Christian Andersen


Nichtmal 48 Stunden konnten wir in den Bergen bleiben, trotzdem war jede Minute mit euch wieder wunderschön. Danke dass es euch gibt.