Mit Ende Mitte 20, nach zwei ernsthaften Beziehungen & so ’ner selbstzerstörerischen Borderline Geschichte zuletzt,
bin ich eigentlich -beziehungstechnisch- mit allem durch.
Ich würde nicht behaupten wollen, dass ich gänzlich beziehungsunfähig bin, doch meine Aversion gegenüber fremden Menschen und mein ausgeprägtes, geschultes Händchen für kaputte, labile Typen mit Bindungsphobie machen das Thema Partnerschaft aktuell sowieso zunichte.
Ich bin seit geraumer Zeit Single.
Und das finde ich eigentlich ziemlich geil.
Ich mag meine saubere Wohnung, ich mag meine Monopolstellung im Kleiderschrank und ich finde den Gedanken pervers gut theoretisch die Tür beim kacken offen lassen zu können.

Ich bin der Inbegriff einer modernen, frechen Singlefrau wie sie die Cosmopolitan so gerne zeichnet.
Das Resultat einer Jugend begleitet von 6 Staffeln Sex & the City.
Unser Idol: Carrie Bradshaw.     
Ein kettenrauchendes, kaufsüchtiges Flitscherl mit Alkoholproblem.

Und genau das macht meine Großeltern nervös.
Es muss erbärmlich sein im Kegelclub keine Fotos von Enkelkindern präsentieren zu können, sondern nur mein Tinderprofil.
Mich stört das nicht, sage ich jedesmal und lache, mir geht es gut.
Der unausgesproche Gedanke aber bleibt immer im Raum stehen:
Wird das nochmal was?

Ich bin mir der Ambivalenz dessen bewusst, trotzdem gibt es diese post alkoholischen Sonntage an denen ich gern mal wieder etwas Bestätigung Aufmerksamkeit unangestrengten Sex Liebe!, hätte.
Nicht die Liebe die man auf Facebook in der Timeline in Form von hässlichen Babyfotos und mit billigen Brautkleidern zelebriert, noch nichtmal die Große Liebe an sich.
Ich bin verliebt in das verknallt sein.
Ich suche dieses lächerliche, enthusiastische Gefühl.
Die letzte Zigarette teilen, gemeinsam Schnaps aus der  Flasche trinken und barfuß laufen. Mercedessterne klauen, Jukeboxen füttern und auf dem Gepäckträger heim fahren.
Ich möchte das Sommerliebe – Gefühl für mehr als nur zwei Dates.

Nicht ganz selbstlos wage ich mich daher wieder an das Thema Dating ran.
Ich wohne im Epizentrum der Singles, zumindest weit genug weg vom Prenzlauer Berg.
Sich in der Hauptstadt zu verlieben kann ja nicht zu schwer sein.
Hat ja sogar die hässliche Lisa Plenske in „Verliebt in Berlin“ geschafft.

Dachte ich.
Fuck you Lisa Plenske und verlogenes Sat1.
Für eine erfolgversprechende Beziehung gibt es in Deutschland, nämlich genau zwei Optionen:

Du heiratest deinen Schulfreund.
Oder verliebst dich im Job.
Mein geschmissenes Abitur und die geringe fuckzeptabilität bei mir im Office lassen mir keine andere Wahl.
Ich muss jetzt zu härteren Mitteln greifen, wenn ich zwischen Tinder und Theke noch etwas abbekommen möchte.

Zum Glück bin ich nicht alleine.
Gleich und gleich gesellt sich ja gern.
Und so werde ich nun, gemeinsam mit meinen frustrierten verzweifelten fabelhaften Freundinnen die modernen Formen der Brautschau austesten und an dieser Stelle berichten.
Damit Oma mal was anderes im Kegelclub vorzeigen kann.