Die Regentropfen klatschen nur so an die Fensterscheibe. Plitsch Platsch. Der Himmel zeigt sich heute mal in -jugendfreien- 50 Shades of Grey und taucht die Betonbauten des idyllischen Langwassers in eine gewisse Tristesse. Ich sitze vor dem Computer und dann -plötzlich aus dem nichts- da fröstelt es mich! Ich schlinge mich fester in die alte Strickjacke und sehe aus dem Fenster. „Servus Sommer, das war es dann wohl wieder mit uns!“  
VON WEGEN! Ätschi bätsch! Knatternde Vespas, eine Miracoli Mama, deren „Freeeeeeeeeeederiiiicooo!“ Rufe durch die engen Gäßchen hallen, Pasta auf der Piazza mit rotem Vino und das cremige Gelato für die Hüften. Wir lassen keine Klischees aus, aber so ein bisschen Dolce Vita kriegt wohl jeder hin! Und jetzt mal Hand aufs Herz. 2 Tage kann man sich wohl locker mal im Filofax freischaufeln. Aber wer will sich schon mit tausenden Touristen durch Rom schieben?

Hinkommen:

Mit Ryan Air. Ja, sie machen Gewinnspielchen und ich bin mir sicher -auf dem ein oder anderen Flug- da werden auch noch Heizdeckchen und 58462 – teilige Fonduesets verkauft. Aber die irische Airline fliegt nun mal für n Appel und n Ei in die Sardische Hauptstadt. Für meinen  Flug bezahlte ich, hin & zurück, EUR 38,00. Ohne Gepäck, ohne Sitzplatz. Aber ich bin ja jung und will was erleben. Und für 3 Tage braucht sogar die größte Fashionita keinen 20kg Koffer. Da tut es auch der kleine von Ikea. Muss man eh alles auspacken & waschen. Bäh. Scheiße.

Reisezeit:

NICHT IM JULI UND AUGUST! Alle zwei Stunden spucken Fähren viele Opel Astra Rentner und Toyata Familien an die Insel. Es ist brüllend heiß, alles verstopft, das Hostel dreimal so teuer.

Bleib da lieber in Nürnberg, leg dich an den Dutzendteich und les ein Buch.
Wunderschön: Cagliari (der Rest Sardiniens natürlich auch!) im September. Das türkisblaue und kristallklare Wasser ist noch angenehm warm, die Straßen wieder leer und abends kannst du die Jeansjacke übers Sommerkleid ziehen.
Ebenfalls toll: Der Mai. Keine Ferien, kein Geschrei, und dann vom 1. – 4. Mai. Da lockt das Festa di Sant’Efisio. Der helige Ephisius wird nach Nova gekarrt und alle rennen in Tracht mit. Rießiges Spektakel, ein wenig fanatisch, ein wenig gruslig, absolut sehenswert.

Schlafen:

Cheap and chic? Dann ab ins Hostel Marina . Super Frühstück im Innenhof, schön zentral gelegen und nette Bekanntschaften gibt es gleich dazu.
Ebenso zentral und familiär: The Place Cagliari. Ein kleines, feines Boutique Hotel, gleich neben der Ephisius Kirche und der Piazza Yenne gelegen. Etwas teurer, klar, aber jeden Cent wert. Richtig gut: Die Maria Cristina Suite.
Und dann? Geht’s los mit 48 h Cagliari!

DAY 1

Angekunft. Raus aus dem Flughafen und die Nase in die Sonne halten. In die Stadt kommen? Am besten mit den Taxi für ca. 25 Tacken. Günstiger und genauso schnell? Der Bus shuttelt im 30 Minuten Takt direkt zur Stazione Ferroviaria, dem Hauptbahnhof, gleich am Hafen und dem Stadtkern gelegen. Von dort rollt ihr euren Koffer erstmal in die Via Roma, denn es ist Zeit für „colazione“, stilecht mit due cappucini und ner Fluppe. Oder einem Panini. Ist gesünder, geb ich zu.
In einem der vielen, traditionellen Cafés in der Via Roma habt ihr einen tollen Blick auf den Hafen und kriegt einen richtigen Cappuccino. Mit Milchschaum und ohne dieser Kakaoscheiße oben drauf.

Ich könnte ewig da sitzen, den Blick schweifen lassen und Leute beobachten.
Geht aber nicht, die Zeit drängt und man will ja was erleben. Also, Köfferchen in der Unterkunft abstellen, und los ins Castello. Ein einziges Gewirr aus engen Gassen, Palästen, Museen und Cafés.
Bettlaken werden ganz altmodisch aus dem Fenster gehängt, La Mamma schimpft vor sich hin und aus jedem Fenster dröhnt ein anderer Radiosender. Herrrrrlich.
Als erstes geht es rauf auf den Torre dell’Elefante mit der besten Aussicht auf Cagliari. {Der Turm ist im übrigen einer der letzten beiden pisanischen Türmen und hat seinen Namen von der kleinen Elefantenfigur am Fallgitter.}
Kleiner Tipp: Hoch ins Castello zu kommen muss nicht so beschwerlich sein… Die ganzen Stufen machen zwar einen schicken Hintern, gehen aber auch ganz schön auf die Knie! Es gibt zwei ausgeschriebene Lifte die einen nach oben ins Herzen bringen… noch einfacher geht es mit der Buslinie 7, auch als Seniorenlinie verschrien, die direkt nach oben fährt. Ein Tagesticket kostet EUR 3,00 und ist wirklich lohnenswert!

Vom Torre dell‘ Elefante bummelt man dann gleich durchs Ghetto degli Ebrei. Das wunderschöne Judenviertel. Ehrlicherweise ist nur noch der Name des Viertels übrig geblieben.
Auch wenn der Weg vorbei führt, spart euch das Museo Archeologico wenn es euch nur Halbherzig interessiert. Es gab viele Bronzestatuen, die nuraghischen bronzetti, noch mehr Scherben und ein paar Münzen zu sehen. Alles auf Italienisch ausgeschrieben. Ja, ich alter Kulturbanause fand es bumslangweilig.
Besser: In die gegenüberliegende Straße, Via La Marmora, einbiegen und durch die ganzen kleinen Läden und Boutiquen bummeln. Dort gibt es viel Krimms Kramms und noch mehr Kitsch. Tausendmal besser als kaputte Keramiken, oder?
An der Piazza Carlo Alberto wird es wieder Zeit für einen kurzen Espresso. {Das wunderschöne, kleine Café hat im übrigen auch saubere, große Toiletten. Bei dem ganzen Kaffeegesaufe komme ich schnell immer mit meinem „C’è un gabinetto?“ um die Ecke.}
Auf der Piazza spielen kleine, italienisch schimpfende, Kinder Fussball und der ganze Hof ist erfüllt vom Duft frischer Wäsche, aus den Fenstern gespannt, frischen Panini aus dem Café und du hast diesen leichten, salzigen Geschmack in der Nase der dich wissen lässt – das Meer ist gleich ums Eck. Bleib einfach sitzen und genieße die Sonne. Schnell ein paar Postkarten geschrieben…und es geht weiter.

Anschließend geht es die wenigen Stufen von der Piazza rauf zum Dom, der Cattedrale di Santa Maria, der auf der Piazza Palazzo thront – Cagliaris ehemaligem Hot Spot für die Schickeria –
Einfach weiter durch das Viertel treiben lassen, bis zur Piazza Yenne.
Dort gibt es ein richtiges Gelato in der Isola del Gelato. Einheimische, Touristen und Kinder stehen hier brav in der Schlange um sich dann Ihren Favorit aus den tausenden Sorten auszusuchen.

An der Piazza kann man wieder super Leute beobachten, günstige Handyschalen käuflichst erwerben, den Straßenkünstlern zusehen und …ja! das Meer sehen. Weiter geht’s zum shoppen! Auf in die Via Manno, mit den typischen Trendläden und weiteren Krimmskramms. Oder zur Largo Carlo Felice. Und dann noch zu La Rinascente, dem Konsumtempel in der Via Roma. Dort kann man dann sowieso entlang schlendern, bis zu Sapori di Sardegna. Unbedingt Pecorino, ein bisschen Salami und ein kleines Fläschen Wein kaufen. Mit ein paar Brocken Italienisch kann man schon bei Besitzer Roberto punkten. Und mit einem Augenzwinkern steckt er gerne noch zwei Plastikbecherchen in die Tüte. 

Am späten Nachmittag geht es wieder rauf zur Piazza Yenne, um die letzte City Tour im Doppeldecker Bus zu erwischen. Herrlich touristisch aber dank des deutschen Auto Guides auch wirklich informativ und interessant. Nach einer Stunde Tour wird nun spätestens jetzt der Magen knurren.
Aber Achtung: nicht gleich an der Piazza essen! Super für einen Aperitivo, dem typischen Feierabendritual der Italiener, aber grausig zum Essen! Einfach einen kleinen Schlenkerer in den Corso Vittorio Emanuele zu Monica e Ahmed machen und den Gaumen mit frischen Fischgerichten verwöhnen.
Wer es pompös, protzig und ausgefallen mag geht in die andere Richtung in die Viale Regina Margherita zu Dal Corso. Bei weißen, steifen Tischdecken und gestärkten Stoffservietten gibt es leckeres Schicki Micki Essen und göttlichen Wein! Am Tisch sitzen wichtige Anzugträger und ihre dürren, nuschelnden Begleitungen oder edle Donnas die ihre Kinder in gerüschte, kitschige Kleidchen gesteckt haben.

Nachdem es schon keinen Aperitivo gab ist nun Zeit für einen Absacker. Jetzt ist es schon dunkel, die Stimmung in den Straßen ausgelassen und die Luft angenehm kühl. Jeansjacke nun an, schnell rauf zur Bastione San Remy! Diesmal wird der Aufzug missachtet und die gewaltige Treppe bewältigt. Ist man erst oben, belohnt einen die grandiose Aussicht und die himmlische Ruhe den mühevollen Aufstieg. Jetzt auf die Mauer gesetzt, Pecorino und Weinchen von Roberto ausgepackt und dann wird der Sternenhimmel bestaunt. Sollte der Wein ausgehen gibt es Nachschub und nette Kellner direkt neben an im Caffè degli Spiriti, in der Jazzmusik aus den Lautsprechern klingt und noch spätnachts werden Snacks serviert. Und dann geht es leicht beschwippst und mit ersten Sommersprossen ins Bett.

DAY 2

Nach ausgiebigen Frühstück in der Unterkunft macht man einen Spaziergang zum Orto Botanico. Einer der berühmtesten, botanischen Garten Italiens von 1858. Auf über 5 ha gibt es plätschernde Brunnen, Gewächshäuschen mit Kakteen in Penisformen und Palmen mit Stolperfallen- Wurzeln. Wunderschön sind die alten römischen Ruinen in mitten des Gartens. Die Luft ist frisch, es ist angenehm kühl.

In der heißen Stadt schreit jetzt allen nach ABKÜHLUNG!

Schnell zum Mercato di San Benedetto um sich zwischen all den sardischen Spezialitäten Proviant für den Tag zu besorgen.
Schnell zur Piazza Maotti geeilt und in die Buslinie PF oder PQ gesprungen.
Beide Busse fahren im 10 Minuten Takt den Poetto, den Stadtstrand Cagliaris und einer der längsten Strände Italiens, an. Dort lässt es sich herrlich aushalten und in der Sonne baden. Man frönt dem dolce far niente.{Für alle mit zuviel Hummeln im Arsch gibt es auch Last Minute Kurse im Windsurfen.}
Der Poetto ist im Sommer der Hot Spot für alle die Spaß haben wollen. Rund herum findet man Restaurant, Bars und Clubs. Am Strand feiert es sich nämlich besonders gut!

Wer kein Freund von Bikini Partys und Remmidemmi ist der fährt am Abend wieder zurück in die Stadt. Dort wartet in der Via San Domenico um Il Fantasma sardiniens beste Pizza.
Brutzelnde Holzofen Pizzas werden in dem Gewölbe von flotten Kellnern zu Tafelwein und auf wackeligen Tischen mit karrierten Tischdeckchen serviert. Unbedingt reservieren, man wartet sonst wirklich stundenlang!
Nach einem kleinen Nachtspaziergang geht es dann ins Bett.
Schließlich muss man am nächsten Morgen ausgeschlafen sein, um sich seinen Sitzplatz im Flugzeug zu erkämpfen.