Natürlich war der Postbote nicht verstört. In den dritten Stock zu laufen und dann die Tür von einem ungewaschenen & stinkenden Monster geöffnet zu bekommen sollte in Zeiten von Zalando und kostenlosem Versand bei asos wohl zu seinem Arbeitsalltag gehören. Und ich habe nicht geschrien.
Unterschrift. Tür zu. Päckchen auf und in die Slipper rein.
Le Roi- Solei kann einpacken.
Ich hatte die Hosenbeine meines Schlafanzugs hochgekrempelt und posierte mit den neuen Schläppchen vor meinem Spiegel. Und ich fand sie supergeil.
„Ich geh‘ mit Dir SO nicht vor die Tür! Kannst du mal aufhören immer diese reduzierte Ramschware zu bestellen?“
„Die waren nicht reduziert!“
„Noch schlimmer. Komm, wir haben jetzt gelacht, jetzt schick die Dinger zurück.“
Lisa, die ignorante Trulla, konnte sich so gar nicht für meinen neusten Einkauf erwärmen. Spießer.
Tatsächlich aber fand ich diese Schuhe so verdammt königlich royal dass mich das absolut kalt lies.
Zur Jeans, zum schwarzen Kleid. Die Dinger passen doch wirklich überall dazu.
Und jetzt mal ernsthaft. Sie sind bequem. Meinem Hallux Valgus habe ich es zu verdanken dass Ballerinas bei mir immer scheiße und deformiert aussehen (was die Schuhe dann auch nach kürzestem Tragen sind) Dank der dezenten Königslilie interessiert sich aber keine Sau mehr für den Hallus Valgus.
 
Es war bei unserem Städtetrip. Es hatte milde 34 Grad und mein natürliches und dezentes Tages Make-up (welches trotzdem 20 Minuten hinspachteln bedarf, liebe Natur)  hängte mir mittlerweile im Dekolteé. Es war scheiße heiß und wir kamen gerade von Prag bei unserer Gast WG in Dresden- Alberstadt an.
Lisa’s Gemecker zum Trotz trug ich natürlich meine Puff- Slipper. Schließlich hatten wir noch viel vor an diesem Tag.
BRN! Wildes und sinnloses besaufen, gute DJ’s und noch mehr Bier lockte und wollte erobert werden. Sehr zu empfehlen und einmalig, aber ich schweife ab…
Die offizielle Erklärung zum Fest lautet im Übrigen etwas anders:
 
Die BRN ist das Stadtteilfest der Äußeren Neustadt, organisiert von allen interessierten Bürgern der bunten Republik. Seit 1990 wird sie traditionell am dritten Juni Wochenende ausgerufen und hat sich von einer politischen Republik gegen Spekulation, Mietwucher, Zerstörung und Vertreibung der Bewohner zum Nachbarschafs-, Kunst- & Kulturfest entwickelt. Mehr davon Hier!

So wundert es mich nicht dass ich mir,neben AntiFa T-Shirts und Batikhöschen, mit meinen Puffies und dem Jutebeutel herrlich alternativ vorkam. Und es war super. Wir tanzten und tranken und quatschen und tranken und fotographierten und .. naja.
Man soll gehen wenn’s am schönsten ist. Lisa tanzte wie ein Lump am Stecken, energisch versuchte ich zum gehen zu bewegen. Als ich sie besonders liebevoll am Arm zog starrte sie mich mit weit aufgerissenen Augen an. Ich kannte diesen Blick. Ich mochte ihn nicht, war ich mir doch seiner Bedeutung bewusst.
Kurz darauf beugte sich die Lotte schon über meine Treter um sie beherzt vollzureihern. Es ging recht schnell und schmerzlos.
„Sorry, Frau Wollersheimer. Was keine Miete zahlt muss raus.“
Sie wischte sich den Mund mit Ihrem Handrücken ab.
„Und seitdem du die Dinger hast, wollte ich das schon immer mal machen.“
Prost! Vielen Dank!

Obwohl sich Lisi’s Mageninhalt (Bier + Jägermeister + Bier) ganz super zu dem Leomuster machte steckte ich die Slipper in die Waschmaschine. Sie leben noch, ja. Haben aber auch schon bessere Zeiten gesehen.