Es ist schon ein Weilchen her. 
Es war im Frühjahr 2007. Die No Angels versetzten uns mit Ihrer Reunion einen ganz schönen Schrecken und Mark Medlock war kurz davor sich in unsere Herzen zu singen.
Ich war ungebunden, lebensfroh, war aufgeschlossen (wobei man es im Nachhinein wohl eher „naiv“ bezeichnen würde). Ich aß, auch noch weit nach 18 Uhr Kohlenhydrate mit großer Begeisterung (und wurde mir erst sehr viel später über die Konsequenzen dessen bewusst) schaute mit meinen Freundinnen noch kostenfreies MTV und trank literweise Asti Spumante.
Es ist nicht so als dass ich dich gebraucht hätte. Oder auf der Suche nach dir war. 
Im Gegenteil, meine Welt war ja auch ohne dich rund. 
Der erste Blick war nur ganz kurz. Ich hätte dich gar nicht wahr genommen, hättest du dich nicht so von der Masse abgehoben. 
Und dann beim zweiten, intensiveren Betrachten da wusste ich es. Auch ich war die ganze Zeit lang auf der Suche gewesen. Nach dem einen. 
Ich sah uns zusammen den Strand entlang flanieren, die Stadt erobern. Konnte mir mit Dir den Samstag Abend auf der Couch und im Club vorstellen.
Ich fand du passt ausgezeichnet zu mir und du musst zugeben wir waren ein schmuckes Duo.
Wir hatten zusammen den Sommer unseres Lebens und ja, es war eine geile Zeit.
Aber es war zuviel. Ich wollte, konnte mich noch nicht für immer binden.
Nicht damals. Nicht an dich.
Ich weiß, das war ein harter Schlag und es war nicht fair, aber niemand würde behaupten dass ein junges Mädchen mit festem Bindegewebe und sitzendem Haar fair ist. 
Ich lies dich links liegen, beachtete dich nicht mehr und vergaß dich schließlich. 
Es ist der Sommer 2013. Mark Medlock zog sich von seiner Gesangskarriere und dem mallorquinischen Boot zurück und Sandy’s Glanzleistung in Ihrer Karriere bleibt weiterhin der Auftritt in Soloalbum.
Ich würde jetzt nicht behaupten dass ich nicht lebensfroh bin. Ich habe eben nur etwas mehr Erfahrungen als damals. Und auch etwas mehr Fettgehalt auf meiner Waage stehen. 
Dabei möchte ich nicht mal meinem Body Mass Index die Schuld an meiner schlechten Laune geben.
Ich bin nur einfach viel zu spät dran. Verschlafen. Beim Rasieren geschnitten. Und mit einem dröhnenden Schädel vom Asti Spumante. 
Ich stehe vor meinen 486 Kleidern und ich finde nichts, gar nichts zum anziehen. 
Wirklich jetzt. Alles ist abgrundtief grässlich und bescheuert.
Das Handy klingelt schon wieder, im Übrigen viel zu laut für meine Kopfschmerzen und erinnert mich daran dass ich schon vor 20 Minuten das Haus hätte verlassen müssen. Ich geh nicht ran. Nie mehr. 
Ich könnte weinen. 
Wirklich jetzt.
Ich ziehe alle Schubladen auf und zerre selbst den letzten Schrott aus dem hintersten Eck raus. 
Und dann kommst du. Wenn ich dich brauch. Ohne Vorwürfe, warum ich mich so plötzlich von Dir abgewandt habe Oder wo ich die letzten 6 Jahre war. 
Du bist einfach da und wider aller Erwartungen passt du auch noch. Immer noch. 
Gegen die Gesellschaft von meinem Jäckchen hast du überhaupt nichts.
Ja, in der Zwischenzeit ist viel passiert. Und vielleicht bist du auch weiterhin nicht das einzigste Wickelkleid für mich. So sind wir Mädchen mit beschissenem Bindegewebe und gesplissten Haar eben. 

Das Kleid wurde käuflichst bei S.Oliver erworben, das Velourjederjäckchen gabs bei Laufsteg, die Ketten wurden Mutti geklaut.
Für die Tasche von Liebeskind kassierte ich bei einem Schlussverkauf blaue Flecken und einen Strafzettel.