Ich bin raus. Schon seit ein paar Jahren. Tanzte ich mit 18 noch, wie der Lump am Stecken, die Nächte und die Absätze der neuen Schuhe durch, tue ich mir mittlerweile schon schwer in meinen Hacken zum Taxi zu stöckeln.
Von Zeit zu Zeit juckt es mich dennoch. Als ob ich mir beweisen müsste dass ich es doch noch kann. Könnte, wenn ich denn nur wollte. Und so stürzte ich mich Samstag Abend in das wilde und zügellose Nachtleben der Nürnberger.

Um 21: 00 Uhr sollte ich meine Begleitung des Abends abholen. Um 21:17 Uhr hatte ich mich zum vierten mal umgezogen, einen Lidstrich gezogen der mehr einem EKG mit Vorhofflattern glich als sexy Somkey Eyes und so überhaupt nicht mehr das Bedürfnis mich von meiner Couch und meinem heimatlichen Nest zu entfernen. Nichtsdestotrotz kehrten wir, sogar pünktlich, gegen 22:00 Uhr zu unserem vereinbarten Treffpunkt vor dem Etablissement am Stadtpark ein.
Schließlich waren wir bereit uns in die pulsierende Menge zu mischen und stöckelten in den Club.
Sexy. Wild. Abenteuerlustig.
Nun, der erste Eindruck war ernüchternd.
Schließlich waren wir die einzigen die sich bereit sahen für eine wilde Partynacht.
Im Club herrschte gähnende Leere, die Kellner zählten noch ihre Kaffeebohnen und gaben noch nicht mal vor, sich über die ersten Idioten Gäste des Abends zu freuen.
Hatte ich ja auch schon wieder glatt vergessen. Welcher Trottel geht denn um 22:00 Uhr weg?
Ha, da fangen die hart gesonnenen noch nicht mal mit dem Vorglühen an.

Nach einem Maul voll Welcome Drink machte ich es mir auf dem Barhocker für ein erquickendes Ruhepäuschen bequem. Ich war geplättet. Nicht nur dass es noch mehr Idioten wie uns gab, die einen Abstecher zum „abtanzen“ zwischen Tagesschau und Mitternachtsnachrichten machen. Nein, die Leute um mich herum waren alle einem „Schwiegertochter gesucht Casting“ entsprungen!
Stone- washed Schlaghosen, Netzhemden und Strumpfhosen in Sandaletten. Wieso zur Hölle hab ich mich vier mal umgezogen?
Neben mir sabberte ein Oberlippenbärtchenträgen ein Mädchen im Alter seiner Tochter voll.
Wild. Widerlich. Pädophil.
Was war nur aus in Würde Altern geworden?

Und was ist verdammt nochmal aus den Zeiten geworden als der DJ noch gute Musik spielte? Der Mann an den Turntables gibt sich besonders große Mühe nur den größten Scheiß zu spielen um garantiert jeden Tanzwilligen vom Dancefloor zu jagen.
Das Gute an der Musik? Sie ist wenigstens so laut dass ich ungehört pupsen kann.

Gegen 01:30 kapituliere ich. Mir doch scheiße egal. Ich bin alt geworden. Mag sein. Aber den scheiß muss ich mir wirklich nicht mehr geben.
Für ein bisschen Zügellosigkeit gehe ich beim nächsten mal zu Burger King.
Dort bekomme ich wenigstens für mein Eintrittsgeld ein Crispy Chicken Menue dazu.