Du gehst.
Ein bisschen komme ich mir verarscht vor.
Gibt es da irgendeine ungeschriebene Auflage dass alle, mir wichtigen Personen, nicht im Umkreis von 200 km von mir wohnen dürfen?!
Die zweite Trennung -räumlicher Natur versteht sich- in diesem Monat.
Liegt es vielleicht an meinen Ausdünstungen?
Zumindest komme ich mir wie der dicke, stinkende Kerl auf dem Pausenhof vor.
Allein. Ohne Freunde.

Ich weiß, das klingt egoistisch und unsympatisch.
Aber ich habe mich mit dir gefreut und angestoßen und dich bejubelt und dabei ganz vergessen dir von diesem Kloß im Hals zu erzählen.
Der immer dicker wird seitdem ich weiß dass wir dieses Jahr uns eben nicht mehr zusammen über den Weihnachtsmarkt fressen.
Und jetzt mal ehrlich: Was soll denn aus mir werden?
Was passiert denn mit meinem BMI Wert wenn mir niemand mehr die Marzipan Schokolade wegfrisst? Wer sagt mir ab sofort wie daneben mein Outfit wieder ist? An wen vererbe ich nun all die ausrangierten Klamotten? Oder viel mehr: Wer sagt dir denn jetzt, was du anziehen sollst?!?

Versteh mich nicht falsch, klar gönne ich dir das alles. Raus aus dem kriminellen und hässlichen Frankfurt – neues Abenteuer, neue Herausforderung und so.
Um Gottes Willen, ich kann diese scheiß Zeil ja selbst nicht mehr sehen!
Aber geteiltes Leid, ist halbes Leid. Und mit  dir war Frankfurt eben ein Stückchen schöner. Lustiger. Und günstiger. Weil du eben so ein ausgefuchster Sparfuchs bist.
Eigentlich, das weißt du schon selber, wären wir niemals Freunde geworden.
Also im normalen Leben eben nicht.
Du sparst dein Geld lieber auf die Seite, ich hab es am liebsten da wo ich es am besten sehen kann: im Kleiderschrank.
Du -tust zumindest so- als würdest du gerne Sport machen. Ich trinke lieber Bier.
Du schweigst dich bei einem Streit lange aus, ich zerhaue derweilen die Teller und stampfe mit dem Fuß auf.
Und trotzdem: Du und ich. Dick und Doof. Thomas und Günther. Du weißt schon.
Ich hab bloß einfach ein bisschen Angst.
Dass wir uns aus den Augen verlieren.