Der erste Montag im neuen Jahr fühlt sich an, als hätte Friedrich Merz diesen Tag geschaffen:
Er ist kalt, böse und -schlimmer noch- es wird eine unangebrachte Produktivität und Euphorie von dir da erwartet, wo keine sein sollte.
Ich schaffe es noch nicht mal aus dem Bett und mir die Zähne zu putzen.
Zweifelsohne wird 2021 mein Jahr.

Erst nach der dritten Tasse Kapsel- Kaffee, dem Kokain des Lockdowns, war ich bereit mich in die Woche & auf die Yogamatte zu schmeißen.
Zwar fehlte mir Motivation und frischer Atem, nicht aber die Disziplin mit Mady Morrision fortan die 30 Tage – Time to Shine Challenge zu bestreiten.
Es ist nämlich so:
Statt mich meiner Lethargie gänzlich hinzugeben und einfach mal das zu machen worauf ich eigentlich Lust hätte (Nutellatoast und Netflix), kasteie ich mich mit entwürdigen Homeworkouts um meine Work- Life Balance ansatzweise aufrechtzuerhalten.

Nicht etwa, weil ich das deutsche Äquivalent von Sporty Spice bin und hey, ich muss mich unbediiiingt bewegen!, sondern weil ich einfach ein ziemlich faules Schwein bin und sonst unermesslich fett aus diesem Lockdown komme.
Also habe ich Promille und Prokrastiniation den Kampf angesagt, habe mich für Dance Workouts, Yoga Challenges, Ballettstunden & Pilates Kurse eingeschrieben und esse einfach nichts mehr , was schmeckt oder gar – Gott bewahre- Kohlenhydrate enthalten könnte.
Zugegeben, dieses Anti- Zyklische einkaufen (keine Nudeln, keine Kartoffeln) zahlt sich aktuell durchaus aus. Zumindest stehe ich vor keinen leeren Regalen. Sellerie frisst ja auch kein normaler Mensch. 
Klar, der ein oder andere mag sich jetzt schon kopfschüttelnd abwenden, aber hey, wir sprechen uns im Sommer wieder, du zügelloser Ignorant!
Jedenfalls fühlte ich mich nach 20 min atmen Sonnen grüßen endlich bereit und motviert meiner Lohnarbeit mal wieder nachzugehen.
Die Arbeitswoche plätscherte dann auch angenehm vor sich hin, ohne auch nur überhaupt einem nennenswerten Ereignis und so verbrachte ich die Zeit mit Meetings und Maniküre. 
Um zumindest meiner Freizeit ein bisschen mehr Abenteuer zu verleihen, drehte ich nochmal komplett auf und schöpfte aus was die Kontaktbeschränkung eben so hergab.
Spieleabend am Donnerstag, Freitag und Samstag also – ich gebe zu, dass der Glamour aus vergangenen Tagen nun echt vorbei ist.
Ich spiele jetzt die Legenden von Andor um meinem Leben etwas Aufregung und Nervenkitzel zu verleihen -himmel, wer bin ich?
So richtig was los war in der ersten Woche also nicht und trotzdem gab es viele schöne Momente, die ich , aus Mangel an Struktur und Kreativität, zwar nicht zusammenführen kann, trotzdem aber an dieser Stelle niederschreiben möchte.
  • mit dem Rad durch meine Straße radeln, dabei Grizzly Bear durch einen unberechenbaren aber angenehmen Spotify- Algorythmus wieder entdecken und dann Ready, Able ab Minute 1:50 hören. UND DANN KOMMT DIE SONNE RAUS! WOAAAAAAAAAR!
  • Seit geraumer Zeit versuche ich Fremde auf der Straße anzulächeln (wenn ich keine Maske trage) Das kostet ganz schön überwindung und trotzdem werde ich immer, immer positiv überrascht. Am Mittwoch lächelte eine Frau erst zurück, kam dann auf mich zu und sagte „Sie haben ein schönes Lächeln. Und schöne Zähne!“
  • Das Buch „Loyalitäten“ von Delphine de Vigan war eine Empfehlung meiner Buchhändlerin und ich las es in einem Rutsch durch. Das Buch beschreibt ganz nüchtern, ganz leise und hat mich genau damit unerwartet ergriffen und gefesselt. Geblieben ist die Frage: Wem bin ich loyal?
  • Am Dienstag kochte ich Mandelrisotto mit Pastinaken und hörte dazu alte Italo- Hits. Und plötzlich fühlte sich die Knesebeck‘ nach Kalabrien an
  • Ich bin über den folgenden Satz gestolpert und habe ihn mir gleich aufgeschrieben, weil ich ihn so schön fand:
    „Ein reduziertes Leben bedeutet nicht zu verzichten!“
  • Beim Spaziergang mit Lea stolperten wir über ein wunderschönes, atehrwürdiges Tabakgeschäft im Ludwig- Kirch Kiez, die alte Zigarrenkisten verschenkten. Ich habe mir eine bunte, wunderschöne Holzkiste mit Weltkarte mitgenommen und benutze das Kästchen nun für meine Haarspangen